Das ADDIE-Modell verdankt seinen Namen den einzelnen Phasen des Prozesses. Auch bekannt als A.D.D.I.E.-Methode, besteht es aus den Schritten Analyse, Design, Entwicklung, Implementierung und Evaluierung. Das ADDIE-Schulungsmodell ähnelt dem Kirkpatrick-Modell insofern, als es einen strukturierten Prozess zur Bewertung von Schulungsprogrammen verwendet. Mit anderen Worten: Die ADDIE-Methode bietet einen Rahmen für den Aufbau und die Evaluierung Ihres Schulungsdesigns.

Das ADDIE-Modell ist eines der ersten für das Instruktionsdesign entwickelten Modelle und wurde schnell zum Goldstandard. Inzwischen wird die ADDIE-Methode häufig als Grundgerüst bei der Erstellung von Schulungsprogrammen aller Art verwendet und weltweit bei der Ausbildung von Lehrkräften im Bereich Instruktionsdesign eingesetzt.

Neue Instruktionsdesigner oder Ausbilder erhalten im Folgenden einen detaillierten Einblick in die einzelnen Designphasen des ADDIE-Prozesses. Speichern Sie diese Seite in Ihren Unterlagen, um bei Bedarf jederzeit darauf zurückgreifen zu können.

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Die Analysephase 

Die erste und wahrscheinlich wichtigste Phase des ADDIE-Modells ist die Analysephase. In dieser Phase sammeln Sie alle Informationen, die Ihnen zu Beginn des Projekts vorliegen, um Ihre Vorgehensweise festzulegen.

Diese Informationen umfassen:

  • Ausbildungsziele, also das, was Sie den Lernenden vermitteln möchten
  • Wer die Lernenden sind, ihre Fähigkeiten und Voraussetzungen
  • Das Lernumfeld und die Form der Wissensvermittlung (online, im Schulungsraum, am Arbeitsplatz)
  • Pädagogische Überlegungen und Lernbarrieren
  • Der Zeitrahmen, mit dem Sie arbeiten

Beachten Sie, dass die Evaluierung zwar ein eigener Schritt im ADDIE-Modell ist, sie aber auch bei jeder anderen Phase eine Rolle spielt – so auch in dieser. Da das ADDIE-Modell so konzipiert wurde, dass es flexibel und für alle Arten von Schulungsmaterialien anwendbar ist, sollten Instruktionsdesigner ihre Pläne und ihren Fortschritt in jeder Phase ändern können. Wenn Sie also Ihre Ziele, Ihr Teilnehmerprofil, Ihre Lernumgebung, die gewünschten Lernergebnisse und was sonst noch relevant ist, geklärt haben, sollten Sie sich etwas Zeit nehmen, um die einzelnen Punkte zu reflektieren.

Dabei sollten Sie die folgenden Fragen beantworten: Habe ich die Zielgruppe richtig und scharf genug definiert? Stehen die Lernziele im Einklang mit dem Lehrmaterial? Entsprechen die Lernziele dem Ausbildungsstand der Teilnehmer, können Sie also das Lernmaterial verinnerlichen? Sind die Lernziele sinnvoll für die tägliche Arbeit und die Aufgaben der Teilnehmer? Dies ist natürlich nur eine kleine Auswahl an Fragen. Versuchen Sie, eine umfassende Liste zu erstellen und prüfen Sie dann anhand dieser Fragen alle Profile und Informationen, die Sie in der Analysephase des ADDIE-Modells erarbeitet haben.

Wenn ein Punkt nicht stimmig ist, korrigieren Sie ihn, bevor Sie fortfahren. Die ADDIE-Analysephase ist Ihr Fundament, daher sollten Sie diese stimmig abschließen.

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Die Designphase 

In der ADDIE Designphase nehmen Sie alle Informationen, die Sie zuvor gesammelt haben, und beginnen damit, die Lehrmethode zu definieren, mit der Sie den Teilnehmern die gewünschten Lerninhalte vermitteln wollen. Das ADDIE-Design ist ein systematischer Prozess, bei dem verschiedene Lehrmittel eingesetzt werden, um die einzelnen Lektionen und Schulungsinhalte zu einem ganzheitlichen Konzept zu entwickeln. In der Designphase des ADDIE-Modells definieren Sie außerdem die einzelnen Komponenten Ihres Schulungsplans.

Dazu gehören:

  • Lernziele, die den Instruktionszielen ähneln, aber detailliert beschreiben, was die Teilnehmer lernen sollen, anstatt was die Materialien vermitteln sollen (wenn Sie z. B. Teilnehmer in der Anwendung eines Softwareprogramms schulen wollen, sollten sie lernen, wie sie das Programm starten, wie sie Dateien öffnen, Aufgaben bearbeiten, Dateien speichern, usw.)
  • Bewertungsinstrumente, d. h. wie Sie sicherstellen werden, dass die Teilnehmer den Lernprozess erfolgreich durchlaufen (z. B. schriftliche Tests, Reflexionsfragen, Leistungsprüfungen)
  • Inhalte und Übungen
  • Die Planung der Lektionen
  • Auswahl der Medien und wie Sie Informationen an Teilnehmer vermitteln wollen

In der Designphase des ADDIE-Modells legen Sie auch fest, welche Materialien Sie für das Vermitteln der Lerninhalte nutzen werden, wie Sie diese gestalten und sogar wie sie aussehen sollen. Darüber hinaus machen sich Instruktionsdesigner in dieser Phase Gedanken darüber, wie die Lernenden mit dem Material arbeiten werden und wie sie das Gelernte anwenden sollen. Nur wenn diese Fragen berücksichtigt werden, erstellen Entwicklungsdesigner auch wirklich passendes und effektives Material für die jeweilige Aufgabe.

Sie entwerfen in dieser Phase außerdem einen Prototyp für das Schulungsprogramm. Dies erleichtert die Beurteilung des Programms und zeigt, ob es alle Anforderungen erfüllt, die Sie in der Analysephase für Ihre Teilnehmer aufgestellt haben. Sollte etwas fehlen, korrigieren Sie dies, bevor Sie mit der Entwicklung der Materialien fortfahren.

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Die Entwicklungsphase 

Die Entwicklungsphase des ADDIE-Modells baut in mehrfacher Hinsicht auf der Designphase auf. Entwickler arbeiten den Prototyp aus, indem sie die in der vorherigen Phase konzipierten Materialien erstellen. Dieser Schritt ist entscheidend, denn wenn Instruktionsdesigner die Materialien nicht so gestalten, dass Teilnehmer sie effektiv nutzen und daraus lernen können, werden sie die gesetzten Lernziele voraussichtlich nicht erreichen. Selbst wenn ein Entwurf auf dem Papier rundum gelungen erscheint, kann der gesamte Schulungsprozess scheitern, wenn er nicht korrekt umgesetzt wird.

Die Entwicklungsphase des ADDIE-Modells ist daher ein entscheidender Schritt im Prozess, der sicherstellt, dass die in der Analysephase gesammelten und in der Designphase verwendeten Informationen in der Implementierungsphase bedarfsgerecht an die Lernenden vermittelt werden. Die systematische Umsetzung der Entwürfe in konkrete Inhalte, Grafiken und Materialien ist von entscheidender Bedeutung.

Zusammengefasst umfasst die ADDIE Entwicklungsphase folgende Punkte:

  • Erstellung von Storyboards für die Präsentation der Inhalte
  • Erstellung der konkreten Materialien, die Lernende im Laufe der Schulung erhalten werden 
  • Ausarbeitung von Übungen und anderen Materialien, die Teilnehmende beim Lernen unterstützen
  • Erstellung von E-Learning-Materialien, sofern es sich um Online-Schulungen handelt
  • Einrichtung der technischen Plattform, die verwendet werden soll
  • Planung und Integration aller Technologien, die im Schulungsprogramm zum Einsatz kommen sollen

In dieser Phase des ADDIE-Modells werden außerdem alle geplanten Materialien auf Fehler getestet und korrigiert, um sicherzugehen, dass sie reibungslos ineinandergreifen, sich nicht widersprechen und wie vorgesehen funktionieren. Programmierer sollten testen, dass die Programme technisch einwandfrei laufen. Die Content-Ersteller sollten sämtliche Inhalte sorgfältig auf Fehlerfreiheit und pädagogische Wirksamkeit prüfen.

Wie in jeder anderen Phase des ADDIE-Modells sollten Sie auch in dieser Phase unbedingt kontrollieren, ob die übergeordneten Lernziele und Bedürfnisse der Teilnehmer vollumfänglich berücksichtigt werden, bevor Sie zur Implementierung übergehen.

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Die Implementierungsphase

In der Implementierungsphase des ADDIE-Modells erhalten die Kursteilnehmer nun die Informationen und Materialien, die sie in den drei vorangegangenen Schritten erarbeitet haben. In dieser wichtigen Phase findet der eigentliche Lernprozess statt. Auch wenn die Durchführung der Schulung oder des Kurses nicht mehr offiziell in Ihren Händen liegt, können Sie in der Implementierungsphase des ADDIE-Modells feststellen, ob Ihr Designprozess zu einem erfolgreichen Ergebnis führt, wo Sie sich verbessern können und wie Sie das Modell zukünftig noch besser anwenden können.

In der Implementierungsphase übergeben die Instruktionsdesigner ihre Materialien an die Ausbilder, die die entwickelten Kurse unterrichten werden. Erarbeiten Sie hierfür ein Schulungsprogramm, das den Ausbildern vermittelt, wie sie die Kursmaterialien am besten einsetzen, was die Lernziele sind, wie sie die Technologie nutzen und welche Prüfungsmethoden angewendet werden sollen. Ein gutes Briefing zum Schulungsprogramm und den verfügbaren Materialien stellt sicher, dass Ihre Ausbilder die Inhalte auch effektiv vermitteln.

Darüber hinaus können Sie in der Implementierungsphase des ADDIE-Modells hervorragend beobachten, wie die Lernenden das Material aufnehmen. Durch Ihre Beobachtungen erhalten Sie Hinweise darauf, wie gut die Lernziele erfüllt werden, ob der vorab definierte Zeitplan eingehalten werden kann und was die Lernenden aus dem Kurs mitnehmen.

In dieser Phase sollten Sie auch evaluieren, ob der Zugang zu den Materialien einfach für die Teilnehmer ist. Wenn sie beispielsweise in einem Schulungsraum lernen, funktioniert die Technologie wie geplant und können die Teilnehmer die Literatur und Übungen effektiv nutzen? Wenn die Informationen über eine e-Learning-Plattform vermittelt werden, ist diese einfach zu bedienen? Können sich Teilnehmer problemlos anmelden, einloggen und die Materialien nutzen?

Auch in dieser Phase evaluieren Sie, wie gut die Materialien auf die Lernziele ausgerichtet sind, bevor die abschließende und offizielle Evaluierungsphase beginnt.

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Die Evaluierungsphase

Wie bereits erwähnt, evaluieren Sie in jeder Phase des ADDIE-Modells, nicht nur in der Schlussphase. Mithilfe der Fragen zu den entwickelten Inhalten stellen Sie sicher, dass diese Ihren Zielen entsprechen und erfolgreich auf den vorherigen Schritten aufbauen.

Die abschließende ADDIE-Evaluierung ist formeller und hilft Ihnen zu erkennen, an welchen Stellen Ihr Prozess noch verbessert werden kann. Da viele Schulungsprogramme über mehrere Jahre hinweg entwickelt und wieder überarbeitet werden, ist dieser Schritt besonders wichtig.

Viele der Informationen, die Sie in der Evaluierungsphase des ADDIE-Modells nutzen, stammen aus den Tests, die die Lernenden am Ende ihres Kurses absolvieren. Wenn Sie das ADDIE-Modell genau befolgt haben, dann haben Sie zu Beginn der Entwicklungsphase spezifische Schulungs- und Lernziele festgelegt. Mithilfe der Tests sollten Sie nun feststellen können, wie gut die Teilnehmer diese Ziele erreicht haben.

Wenn zum Beispiel eines Ihrer Unterrichtsziele darin bestand, die Anwendung eines bestimmten Softwareprogramms zu lehren, können Sie anhand konkreter Testergebnisse feststellen, ob dies effektiv vermittelt wurde. Können die Teilnehmer das Programm starten? Können sie zu den entsprechenden Menüs navigieren? Können sie bestimmte Aufgaben ausführen, Dateien speichern usw.? Wenn dies der Fall ist und Ihre Ziele erreicht wurden, dann waren Ihre Schulungsunterlagen in diesem Fall erfolgreich. Wenn die Teilnehmer die Ziele nicht erreichen konnten, verfügen Sie über eine Fülle von Informationen, um herauszufinden, woran es genau lag, einschließlich des Feedbacks der Ausbilder, Ihrer eigenen Notizen und der Testergebnisse von Teilnehmern.

Wenn Ihre Ziele von Beginn an nicht klar genug formuliert waren, fällt Ihnen das Ermitteln des Handlungsbedarfs am Ende möglicherweise schwer. Kehren Sie in diesem Fall zur Analysephase zurück und versuchen Sie, Ihre Ziele präziser zu formulieren.

Instructional Systems Design (Systematisches Instruktionsdesign)

Wie Sie am Aufbau des ADDIE-Modells sicher erkannt haben, ist die zentrale Idee des Instruktionsdesigns, den Prozess zugänglicher zu machen, indem genaue Schritte für die Erstellung von Schulungsmaterialien vorgegeben werden. Der Prozess, der auch als Instructional Systems Design bekannt ist, zielt darauf ab, Lernenden das Aneignen neuer Fähigkeiten und Kenntnisse zu erleichtern, indem der Designprozess vereinfacht und der Lernerfolg in den Mittelpunkt gerückt wird.

Viele Schulungsprogramme enthalten eine Fülle von Materialien, ohne auf die Ausgangssituation der Lernenden, ihren Werdegang, ihre Lernbedürfnisse, das Lernumfeld, die individuellen und gruppenspezifischen Lernbarrieren, die passenden Ausbilder und die zu schulende Organisation einzugehen. Die Unübersichtlichkeit und fehlende Rücksichtnahme auf Bedürfnisse der Teilnehmer hemmt oft den Lernerfolg. Obwohl diese Materialien sicherlich einige Informationen vermitteln, werden sie nicht so effektiv sein wie Schulungsmaterialien, die auf Instruktionsdesign basieren.


Der Prozess des Instruktionsdesigns, beginnend mit dem ADDIE-Model, setzt die Bedürfnisse und Ausgangsbedingungen der Lernenden als Grundpfeiler für das gesamte Schulungsprogramm. Gutes Instruktionsdesign berücksichtigt zudem die individuellen Ausprägungen jeder Organisation, um ein Schulungsprogramm zu entwickeln, das darauf abgestimmt und daher effektiv ist.

Der zweite Vorteil von Instruktionsdesign ist, dass eine sonst sehr anspruchsvolle Aufgabe deutlich vereinfacht wird: eine große Menge an Informationen in kürzester Zeit einer vielschichtigen Teilnehmergruppe zu vermitteln. Das Strukturieren der einzelnen Schritte fördert ein gründliches Vorgehen, exzellentes Design, gezielte Schulungen und letztendlich einen optimierten Lernprozess.